Freitag, 20. Mai 2011

L.A. Noire

Schon wieder ein Jahr vorbei, so dass es endlich das neue Spiel von Rockstar Games gibt: Diesmal kommt mit L.A. Noire aber ein Spiel, das nicht in das herkömmliche Rockstar-Schema passt. Es ist ein Detektiv-Spiel, mit packender Story und einem ganz neuen Spielstil.


L.A. Noire
(Rockstar Games)

VÖ: 20.05.2011
Genre: Detektiv-Adventure, Open World

USK: 16
PEGI: 18+

Amazon: 59,90€ Joypoint: 54,90€
gekauft am 18.05.11 (!) für 49,00€



Trailer:




Beschreibung:

Rockstar Games Titel werden eigentlich blind gekauft – für die PS3 sind das GTA, Red Dead Redemption und nun L.A. Noire. Wer aber ein neues GTA oder Red Dead Redemption mit neuem Setting erwartet, der wird diesmal enttäuscht werden.
L.A. Noire hat einen anderen Anspruch: Es handelt sich um ein Detektiv-Abenteuer im L.A. der Nachkriegszeit. Als aufstrebender Polizist steht Cole Phelps am Anfang seiner Karriere, die ihn durch verschiedene Dezernate der Polizei von Los Angeles mit verschiedenen Partnern an seiner Seite bis an die Spitze führen soll. Zu Beginn schlägt er sich mit Verkehrsunfällen herum, später mit Morden, Drogendelikten und anderen großen Straftaten. Dabei liegt der Fokus ganz klar auf den Ermittlungen und Verhören – und nicht etwa auf wilden Verfolgungsjagden und möglichst vielen toten Verbrechern, obwohl sich manche Fälle wohl nicht anders lösen lassen... Die Fälle laufen dabei stets nach einem Schema ab: Zuerst wird der Tatort untersucht, d.h. Hinweise müssen gefunden und Zeugen vernommen werden. Dabei kommen die zwei Kern-Features zum Tragen. Das ist zum einen das Absuchen des Tatorts und anderer interessanter Orte wie z.B. die Wohnungen von Verdächtigen. Dabei können nahezu alle Dinge in der Umgebung untersucht werden, was durch ein kurzes vibrieren des Dualshock Controllers angezeigt wird. Nicht alle Dinge sind nützlich, doch relativ viele Gegenstände lassen sich als sachdienliche Hinweise verwenden. Sie werden im Notizbuch notiert und können so jederzeit eingesehen werden. Ebenfalls im Notizbuch finden sich außerdem die Adressen von Zeugen, Verdächtigen und wichtigen Orten sowie die Fragen, die in einem Verhör gestellt werden können. Diese hängen davon ab, welche Hinweise vor dem Verhör gefunden worden sind und wie die Fragen beantwortet wurden. Damit kommt das zweite Kern-Feature ins Spiel. In Verhören wird zunächst eine Frage aus dem Notizbuch gestellt, woraufhin der/die Verhörte seine Antwort preisgibt. Dabei gilt es sie oder ihn genaustens zu beobachten, um eventuelle Hinweise darauf zu erlangen, ob er oder sie lügt, die Wahrheit sagt oder noch nicht alles preisgegeben hat. In diesem Fall können Aussagen auch angezweifelt werden. Lügt jemand, muss ihm das auch nachgewiesen werden – etwa durch gefundene Hinweise oder Aussagen anderer Personen, die im Notizbuch gespeichert wurden. So kommt Agent Phelps im besten Fall der Wahrheit immer näher, bis er genügend Beweise gesammelt hat, um einen Verdächtigen beschuldigen und hinter Gitter bringen zu können.
Eine nette, actionreichere Abwechslung bringen die insgesamt 40 Straßenverbrechen, die im Laufe des Spiels freigeschaltet werden. Dabei handelt es sich um Einsätze, zu denen man gerufen wird, während man durch L.A. fährt. Sie sind optional und es handelt sich dabei immer um kleinere Aufgaben wie einen Straßenräuber zu schnappen oder einen Bankraub zu verhindern. Bei den Straßenverbrechen gibt es dann doch die Verfolgungsjagden und Schießereien, die man von Rockstar gewohnt ist. Dabei spielt sich L.A. Noire dann auch fast wie ein GTA-Ableger: die Fahrzeugsteuerung funktioniert ebenso gut und das Kampfsystem arbeitet wieder mit dem bekannten Lock-On-System. Dass diese beiden Features nicht besonders verbessert wurden, zeugt ebenfalls davon, dass das Augenmerk auf den detektivischen Aspekt gelegt wurde.
Dafür wurde ein anderes System eingeführt und zwar der Rangaufstieg. Pro erledigtem Straßenverbrechen und richtig beurteilter Frage in einem Verhör gibt es Erfahrungspunkte, um insgesamt bis zu Stufe 20 aufzusteigen. Das hat allerdings keine großartigen Auswirkungen auf das Spiel, außer dass es ein paar neue Anzüge gibt, die (kaum merkliche) spezielle Fähigkeiten mit sich bringen. Erfahrungspunkte lassen sich außerdem durch diverse Sammelaufgaben bekommen, was das tatsächlich einzige an L.A. Noire ist, was es zu einem Open World-Spiel macht. Darunter fallen das Fahren von allen 95 verschiedenen Fahrzeugen, das Finden von den 30 Sehenswürdigkeiten und den 50 versteckten Filmrollen, die überall in L.A. herumliegen.

Insgesamt ist L.A. Noire also langsamer und tiefgehender als andere Rockstar Spiele. Es definiert eine neue Art von Spielerfahrung durch die Ermittlung und die Verhöre, die das Spiel sehr interessant machen. Dabei beeindruckt es außerdem durch die extrem realistische Grafik, die besonders bei den Charakteren im Verhör und natürlich in den Zwischensequenzen zum Tragen kommt. Dazu nun noch ein kleines Developer Diary, um den Aufwand zu zeigen, der betrieben wurde, um das Spiel erst möglich zu machen:




Bewertung:

Gameplay und Story (35%): Note 1,7
- Rockstar hat einen neuen Weg eingeschlagen: statt nahezu völlig freiem Open World und dutzenden Möglichkeiten zur Zeitverschwendung, geht man nun einen klaren Pfad mit einer sehr guten Story und glaubhaften Charakteren
- sehr positiv ist außerdem das Detektiv-System mit der Erkundung des Tatorts und den zahlreichen Verhören; allerdings leidet das Kampfsystem darunter – rätselhaft, weshalb das nicht einfach aus früheren Titeln kopiert wurde wie das Fahrverhalten
Grafik (20%): Note 1,0
- L.A. Noire sieht fantastisch aus – vor allem in den Film-Sequenzen und in den Gesichtszügen aller Charaktere, aber auch bei Kleinigkeiten wie Autounfällen oder dem Treffen jeder Treppenstufe beim Laufen
- die Stadt, (intakte) Autos und Orte, die nicht Schauplatz von etwas Besonderem sind, sehen auch solide aus, setzen aber keine neuen Standards
Musik / Sprachausgabe (15%): Note 2,0
- noch kein Spiel von Rockstar Games wurde synchronisiert, was ich persönlich sehr gut finde; allerdings sind auch bei guten Englischkenntnissen manche Fachbegriffe nicht immer sofort verständlich, wodurch bei Verhören der Blick ab und zu vom Gesicht des/der Verhörten zum eingeblendeten Text wandert – da aber auch nach dem Beantworten der Frage noch beobachtet werden kann, wie sich der/die Verhörte verhält, stellt das kein Problem dar
- die musikalische Untermalung funktioniert einwandfrei und vertieft die Stimmung des Spiels
Schwierigkeit (10%): Note 1,0
- es gibt keine Schwierigkeitsstufen zur Auswahl, aber da der Fokus auf der Detektivarbeit liegt und nicht auf wilden Schießereien ist das auch gar nicht nötig...
- ... vielmehr braucht man Geduld bei der Ermittlung und eine gute Beobachtungsgabe in den Verhören, um einen Fall gut abzuschließen
Beschreibung / Menüführung / Tutorial (10%): Note 1,0
- Rockstar ist dafür bekannt, gut in Spiele einzuführen und bei leichten Einstiegsaufgaben das Gameplay professionell zu erklären und das hat sich auch hier nicht geändert
Trophäen (5%): Note 2,0
- neben der Platin-Trophäe gibt es 4x Gold, 10x Silber und 26x Bronze zu ergattern
- alle Trophäen sind dabei relativ einfach zu bekommen, aber teilweise sehr zeitaufwendig (z.B. alle Fahrzeuge zu fahren, die sich optisch nur geringfügig unterscheiden oder alle Fälle mit 5 Sternen abzuschließen)
Wiederspielwert (5%): Note 3,0
- die Story an sich ist es wert, erneut gespielt zu werden, aber leider gibt es zu wenig in L.A. zu tun, um den Spielspaß länger aufrecht zu erhalten; da ändern auch die 40 Straßenverbrechen nichts daran

Gesamteindruck: Note 1,4
L.A. Noire ist ein beeindruckendes Detektiv-Abenteuer, aber nicht blind mit Rockstar Games zu identifizieren. Das liegt zur einen daran, dass es nicht die bekannten Open World-Elemente besitzt, zum anderen daran, dass es weniger Action gibt. Das, was L.A. Noire aber sein will erreicht es auf ganzer Linie: ein Spiel für Ermittler, Entdecker und Kriminologen mit wunderbarer Grafik und einem einzigartigen Spielstil.

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