Kaum ein Spiel hat in der letzten Zeit so viel von sich reden gemacht wie Heavy Rain. Das interaktive Filmerlebnis ist ein ganz neuer Ansatz auf der PS3 und daher auch erfrischend neu. Heavy Rain lässt sich daher nicht leicht in eine Schublade stecken, aber es ist ein episches Adventure, was sich nur durch den geschickten Umgang mit dem Controller steuern lässt. Damit es nicht langweilig wird, "nur" Quick Time Events zu erledigen, haben sich Quantic Dream aber einiges einfallen lassen…
Heavy Rain
(Special Edition)
(Quantic Dream)
VÖ: 26.02.10
Genre: Movie, Adventure, Geschicklichkeit
USK: 16
PEGI: 18+
Amazon: ausverkauft, Joypoint: 84,90€
Geschenkt bekommen am 24.02.10
Trailer im Februar-Preview!
Beschreibung:
Heavy Rain ist ein interaktiver Film: Der Spieler entscheidet, was in der Handlung geschieht und spielt diese gleichzeitig. Das bedeutet, es wurde enorm viel Wert auf die Story und die Grafik gelegt, so dass der Spieler völlig in das Spiel eintauchen kann, sich in ruhigen Situationen entspannen kann und in Action-Szenen richtig gefesselt wird.
Das gesamte Konzept ist durch die zahllosen Wahlmöglichkeiten geprägt, die in jeder Situation zur Verfügung stehen. Und jede Wahl beeinflusst die Story merklich, so dass bei jedem neuen Spielen eine neue Story zustande kommt. Selbst fehlerhaft ausgeführte Quick Time Events führen dazu, dass sich die Szene in eine andere Richtung entwickelt. Das ist etwas ganz Neues, wenn man bedenkt, dass bei den meisten Spielen eine nicht richtig ausgeführte Tastenkombination zum sofortigen Tod und Neustart am letzten Speicherpunkt führt. In Heavy Rain gibt es immer Chancen, den Spielverlauf noch zu seinen Gunsten zu entscheiden und die Alternative, zu sterben – ohne weitere Chancen, denn dann spielt die Geschichte eben ohne den entsprechenden Charakter weiter.
Deswegen gibt es selbstverständlich auch nicht nur einen Charakter, sondern gleich vier Hauptcharaktere, die abwechselnd durch die Szenen gesteuert werden. Dabei haben alle das gleiche Ziel: den Origami-Killer zu stellen, der Jungen entführt, ertränkt und mit einer kleinen Origami-Figur in der Hand hinterlässt. Zum einen gibt es den Architekten Ethan Mars, der seinen ersten Sohn bei einem Auto-Unfall verlor und dessen zweiter Sohn vom Origami-Killer entführt wurde. Ebenfalls auf der Suche nach dem Killer ist der junge FBI-Profiler Norman Jayden, der sich dabei ständig mit dem "bösen Cop" rumschlagen muss, der lauter voreilige Schlüsse zieht und die vermeintlichen Täter dann durch Prügel zum Reden bringt. Auch mit dem Fall beschäftigt ist der Privatdetektiv Scott Shelby, der auf eigene Faust ermittelt und so immer wieder in Schwierigkeiten gerät. Als letzte Hauptperson kommt Madison Paige ins Spiel, die als Journalistin arbeitet und mit ständiger Schlaflosigkeit zu kämpfen hat. Mehr soll allerdings von der Story nicht verraten werden…
Heavy Rain spielt sich dann wie ein guter Thriller, bei dem sich grandios inszenierte Kämpfe, glaubhafte Emotionen und mit scharfem Verstand geführte Ermittlungen hervorragend abwechseln. So wird der Spieler an das Geschehen gefesselt und leidet wirklich mit den Protagonisten mit. Das liegt neben dem sehr guten erzählerischen Geschehen aber auch an der umwerfenden grafischen Umsetzung mit wunderbar animierten Charakteren – insbesondere den Gesichtszügen – und schönen Umgebungen.
Spielerisch haben sich Quantic Dream einiges für ihre Quick Time Events ausgedacht, so dass die Bewegungen möglichst gut umgesetzt werden: die Entscheidungen können per Knopfdruck ausgewählt werden, die Bewegungen sind zum Großteil mit dem rechten Analog-Stick nachempfunden worden und im Kampf müssen die eingeblendeten Tasten, Stick-Bewegungen oder auch Controller-Bewegungen ausgeführt werden. Bei Kraftanstrengung wird hingegen das altbewährte Button-Mashing eingesetzt (und das ist auch endlich mal verständlich!) und beim Fahren muss der Controller in die entsprechende Richtung geneigt werden, um Hindernissen auszuweichen. Aber noch eine weitere innovative Umsetzung gibt es: bei Aufgaben, die besonderes Geschick erfordern, werden nacheinander mehrere Tasten angezeigt, die dann nacheinander gedrückt und gehalten werden müssen, bis die Anzeigen verschwinden. Alle Anzeigen wurden dabei sehr schön in die Szenen integriert, so dass sie an den entsprechenden Stellen im Bild erscheinen oder bei Entscheidungen eben um den Kopf des Charakters kreisen. Wer nicht weiter weiß hat darüberhinaus noch die Möglichkeit mit einem Druck auf die L2-Taste die Gedanken seines Charakters zu ergründen – darin sind oft hilfreiche Tipps zum weiteren Vorgehen, aber auch Emotionen spielen in den Gedanken eine große Rolle. Einziges kleines Manko an der Steuerung ist die etwas gewöhnungsbedürftige R2-Taste zum Gehen, denn das fühlt sich an, als würde aufs Gaspedal gedrückt, damit der Charakter sich bewegt – andererseits sind die beiden Sticks bereits sinnvoll für die QTEs und das Umschauen eingesetzt, so dass wahrscheinlich nichts anderes übrig blieb als diese Lösung.
Insgesamt ist Heavy Rain ein Meisterwerk, das Story, Charaktere und ein sehr gut dazu passendes Gameplay vereinigt. Dabei erlaubt es sich nahezu keinen Fehler und zieht den Spieler so ohne Probleme auch emotional in das Geschehen hinein.
Zum Inhalt der Special Edition:
Die Special Edition besteht zunächst in einer exklusiven Verpackung, die einen Papp-Schuber enthält und Regen-Applikationen auf dem Cover aufweist. Neben der Spiel-CD gibt es noch einen Download-Gutschein, der alle weiteren Inhalte freischaltet: die erste von vier weiteren spielbaren Szenen, die als DLC erscheinen und die Vorgeschichte der vier Hauptcharaktere erzählen werden, den Soundtrack zum Spiel und das dynamische XMB-Design, das bereits seit einigen Tagen im PS-Store für 1,99€ zur Verfügung steht. Der Soundtrack lässt sich mit dem Download-Code allerdings leider erst nach dem 04.03. herunterladen…
Der ersten Szene werde ich dann noch ein eigenes Review widmen - da sie zum Kaufzeitpunkt noch nicht runtergeladen werden konnte - und auch dann erst sagen können, ob sich der Aufpreis von guten 15€ lohnt; abzüglich von 2€ für das dynamische Design und (geschätzten) 3€ für den Soundtrack muss die Episode also mindestens 10€ Spielspaß bieten. Und abzuwarten bleibt dann auch, wann und zu welchem Preis die Szene in den PS-Store kommt.
Bewertung:
Gameplay und Story (35%): Note 1,0
- das Gameplay wurde bewusst auf die Steuerung per Quick Time Event reduziert, damit der Spieler den Film in seiner ganzen Vielfalt wahrnehmen kann; die QTEs sind daher auch perfektioniert worden, indem es viele verschiedene Arten von ihnen gibt, die zwischen einfachem Entscheiden per Knopfdurck bis hin zu komplexen Aneinanderreihungen von gleichzeitig zu drückenden Tasten und Schwingen des Controllers in eine bestimmte Richtung variieren
- die Story ist kinoreif – egal, welchen Weg der Spieler geht, d.h. es gibt für jede Wendung eine perfekt ausgearbeitete Weiterführung in der Geschichte; das führt wiederum zu einer noch nie da gewesenen Charaktertiefe, die der Spieler ergründen kann
Grafik (20%): Note 1,0
- wie in einem Film ist auch die Grafik jederzeit wunderbar in Szene gesetzt, so dass es keine schmierigen Texturen oder Ähnliches zu finden gibt
- es sind für jede Szene jeweils zwei Kameraperspektiven möglich, die dem Spieler die gesamte Umgebung zeigen; hier kann der Spieler also sogar selbst noch ein wenig mehr Regie führen
- besonders im Bereich der Gesichtsdarstellung zeigt Heavy Rain, was aus der PS3 herauszuholen ist: auf jede Emotion wurde Wert gelegt und so verrät schon die Mimik sehr viel, was in anderen Spielen oft gar nicht der Fall ist
Musik / Sprachausgabe (15%): Note 1,3
- alle Darsteller werden sehr gut gesprochen, allerdings ist die englische Synchronisation etwas besser als die deutsche, so dass es einen minimalen Abzug geben muss
- auch der Soundtrack weiß voll und ganz zu überzeugen, wurde sogar mit einem kompletten Orchester in den Abbey Road Studios aufgenommen
Schwierigkeit (10%): Note 2,0
- jederzeit im Spiel lassen sich drei Schwierigkeitsgrade auswählen, allerdings ist das gar nicht unbedingt notwendig, denn erstens gibt es kein absolutes richtig oder falsch (nur sterben sollte natürlich vermieden werden) und zweitens gibt es auch keine starken oder schwachen Gegner
- eigentlich sollte Heavy Rain von jedem auf der höchsten Schwierigkeitsstufe gespielt werden, denn nur dann sind die Quick Time Events wirklich passend zu jeder einzelnen Bewegung eingesetzt
Beschreibung / Menüführung / Tutorial (10%): Note 1,0
- das Spiel kommt aufgrund seiner Steuerungsart ohne lästige Tutorials und überbelegte Tastenkombinationen aus: der Spieler kann sofort loslegen; ebenso ist die Menüführung sehr übersichtlich und verständlich
Trophäen (5%): Note 2,0
- an dieser Stelle bin ich genauso geheimnistuerisch wie Heavy Rain, denn es gibt nur 3 der 57 Trophäen vorher zu sehen – der Rest sind versteckte Trophäen, die für bestimmte Handlungen in der Story vergeben werden (da wäre es ja langweilig, schon zu wissen, was man für die Trophy tun muss)
Wiederspielwert (5%): Note 1,0
- dadurch, dass die Story mit jedem Spielen anders verläuft, sogar jeder Kampf in sich anders zu meistern ist, kann Heavy Rain so oft gespielt werden, bis die Blu-ray schmilzt
- außerdem lässt sich, nach dem ersten Erreichen einer Szene, diese im Menü anwählen, um sie noch einmal zu erleben
Gesamteindruck: Note 1,1
Heavy Rain zeigt drei Dinge: es braucht eine gute Story und gute Charaktere für ein gutes Spiel, es braucht hingegen kein ständiges, ödes Rumgeballer, und selbst Quick Time Events können sinnvoll eingesetzt werden! Darüberhinaus erfüllt das Spiel auch noch all diese Anforderungen nahezu in Perfektion, so dass das Spiel ein absolutes Muss für jeden ist.
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