I Am Alive wurde bereits 2008 angekündigt und sollte
zunächst ein vollwertiges Disc-Spiel werden. Nach einigem Warten und einigen
Entscheidungen von Publisher Ubisoft ist das Spiel letztendlich im PSN
erschienen und kostet dort 14,99€.
Das Endzeitszenario ergibt sich aus einer Naturkatastrophe
in Form eines Erdbebens, das scheinbar die gesamten USA in Schutt und Asche
verwandelt hat. Der Protagonist hat ein ganzes Jahr damit verbracht, zurück zu
seiner Heimatstadt Haventon zu gelangen, und die Geschichte setzt ein als er
gerade vor der Brücke in die Stadt angekommen ist.
Die Story spielt weiterhin in und unter Haventon, denn
natürlich leben Frau und Kind nicht mehr in ihrem alten Apartment. Stattdessen
lernt man ein kleines Mädchen kennen und beschützen und trifft auf ihren
vorigen Beschützer und rettet auch noch ihre Mutter. Dabei ist die Spielwelt ab
und zu offen gestaltet, manche Passagen spielen aber auch in abgeschlossenen
Bereichen wie einem Hochhaus oder einer Mall. Die Open-World-Passagen scheinen
dabei Überbleibsel der ersten Spielidee zu sein: erkunden, sammeln und helfen
sind hier die wichtigen Spielelemente. Denn prinzipiell ist die gesamte Karte
Haventons erkundbar und es gibt überall versteckte Lebensmittel oder hilfreiche
Gegenstände. Darüber hinaus finden sich aber auch 20 verschiedene Menschen in
Not, denen geholfen werden kann. Als Belohnung gibt es eine Wiederholung für
die Kamera.
Wiederholung für die Kamera? Richtig, denn stirbt man, kann
man eine Wiederholung nutzen, um die Situation erneut spielen zu können –
ansonsten müsste man den gesamten Abschnitt neu spielen. (Hinweis: viele
gesammelte Gegenstände verschwinden aus dem Inventar und liegen wieder in der
Spielwelt und sogar Opfern, denen man bereits geholfen hat, muss man erneut
helfen – dafür gibt es aber auch wieder eine Wiederholung.) Dadurch wird auch
der Schwierigkeitsgrad definiert: hilft man einigen Opfern, übersteht man auch schwere
Passagen mit einigen Wiederholungen. Davon gibt es gerade am Ende einige, denn
hier werden die Gegner stärker und vor allem steigt ihre Anzahl.
Gegner sind aber nicht gleich Gegner in I Am Alive. Manche
verteidigen nur ihr Revier und greifen nicht an, solange man nicht selbst
aggressiv wird. Andere Gegner pöbeln erst einmal, bevor sie ernsthaft angreifen
und selbstverständlich gibt es auch diejenigen, die direkt zum Angriff
übergehen. Die meisten Gegner gehören allerdings zur zweiten Gruppe und können
mit Ruhe und Strategie ausgeschaltet werden. Ein Beispiel für einen typischen
Kampf: Drei Gegner stellen sich in den Weg, einer kommt auf uns zu und fängt an
uns zu schubsen, die anderen beiden bleiben zurück und wir haben festgestellt,
dass einer eine Waffe trägt, der andere nur eine Machete hat. Mit einer schnellen
Bewegung entledigen wir uns des ersten Gegners und ziehen schnell die Waffe, um
den Kontrahenten mit der Waffe zu erschießen. Auf den letzten Gegner wird aber
nicht geschossen; er wird bedroht, denn wir haben selbst keinen Schuss mehr in
der Pistole. Das weiß er aber nicht und ergibt sich, so dass wir ihn ohne Probleme K.O. schlagen können.
Besonders wichtig ist in jedem Kampf der Überblick, denn
Gegner mit Pistolen müssen immer zuerst ausgeschaltet werden, sonst ist man
selbst schnell niedergeschossen. Alle Gegner ohne Pistole können hingegen nur
durch Einschüchterung in Schach gehalten werden. Angesichts der immer knappen
Munition muss alles gespart werden, was zur Verfügung steht und unnötige
Munitionsverschwendung kann schon im nächsten Kampf den entscheidenden Nachteil
bedeuten.
Grafisch sieht I Am Alive solide aus – nicht mehr, aber auch
nicht weniger. Die ganze Zeit begleitet ein schwarz/weiß-Filter das
Spielgeschehen und sorgt für eine düstere Stimmung. Charaktere und Umgebung sehen
für ein PSN-Spiel nicht schlecht aus, haben aber ihre Ecken und Kanten bzw.
eintönige Texturen. Und auch musikalisch ist nicht besonders viel geboten, denn
das anfangs bedrohlich wirkende Hintergrund-Geräusch ist ab und an recht
nervig. Vor allem das Anschwellen der Geräusche bei sinkender Ausdauer wird
schnell unnötig laut im Vergleich zu Dialogen, die oft nur durch die
Videokamera verfolgt werden können und deren Tonqualität dementsprechend leiden
muss. (nächster Hinweis: auch in der deutschen Version gibt es nur englische
Sprache, aber deutsche Untertitel)
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass man dem Spiel
anmerkt, dass es unfertig erschienen ist, um des Erscheinens willen. Gute Ideen
wie die der Einschüchterung und gute Kletterpartien in Verbindung mit der
begrenzten Ausdauer machen das Spiel interessant, doch besonders die Story ist
nicht ausgereift und hat ein derart abruptes Ende, dass man sich fragen muss,
ob man nicht nur die halbe Geschichte gespielt hat. Deswegen gibt es insgesamt
diesen Score:
Gameplay
und Story (40%): 3 [Gameplay 2 / Story 4]
Grafik (30%): 3
Musik und Sound (20%): 3
Schwierigkeit und Trophäen (10%): 2
Ein kleines Plus gibt es außerdem für die relativ lange
Spielzeit von guten 6,5 Stunden, bei denen ich noch nicht allen Opfern geholfen
habe. (genau Spielzeit im
Let’s Play sind 6:25:13)
Daraus ergibt sich die Note 2,9 mit einem Bonus für die
Spielzeit, womit es aber dennoch nur zu einer 3+ reicht. Ein ausgereifteres,
fertiges Vollpreis-Spiel wäre die Alternative gewesen, für ein PSN-Spiel geht
das aber auch so in Ordnung.