Exakt 364 Tage mussten Fans auf das neue Assassins Creed warten - also nichtmal ein Jahr! Wobei es sich nicht um Assassins Creed 3 handelt, sondern den mittleren Bruder Brotherhood. Ezio befindet sich nach Assassins Creed 2 noch immer in Rom und kämpft gegen die Herrschaft der Borgia - mit einigen Neuheiten. Hinzu kommt erstmals auch ein Multiplayer, in dem Assassinen aufeinander losgelassen werden.
Assassins Creed
Brotherhood (D1)
(Ubisoft)
VÖ: 18.11.2010
Genre: Action Adventure
USK: 16 / PEGI: 18+
Amazon: 67,99€, Joypoint: 59,90€
gekauft am 16.11. (!) für 56,00€
Beschreibung:
Assassins Creed Brotherhood fängt genau dort an, wo Assassins Creed 2 aufgehört hat: Ezio Auditore befindet sich nach seinem Attentatsversuch auf den Papst noch immer in Rom. Dort sieht er sich der Herrschaft der Borgia gegenüber, die die Macht an sich gerissen haben. Im Verlauf der Geschichte gilt es nun, die Drahtzieher der Borgia zu eliminieren. Dabei stehen Ezio allerdings neue Mittel und sogar neue, ständig einsatzbereite Helfer zur Verfügung.
An der Spielmechanik hat sich - glücklicherweise - nicht viel getan: Ezio lässt sicher wieder sicher und sehr effektiv durch die Straßen und über die Dächer Roms manövrieren. Auch die Auswahl der Waffen über das Waffenrad und die Kämpfe funktionieren in gewohnt einwandfreier Manier. Hier findet sich auch schon eine kleine, aber sehr hilfreiche neue Waffe wieder und zwar die Armbrust. Mit ihr kann Ezio Wachen schon aus sicherer Entfernung ausschalten, um dann z.B. unerkannt in eine gegnerische Zone einzudringen. Das ist im neuen Assassins Creed Teil von besonderer Bedeutung, da es nicht nur in Missionen gegnerische Zonen gibt, sondern die Borgia in den verschiedenen Bezirken Roms insgesamt 12 Türme aufgestellt haben. Solange der Hauptmann des Turms lebt, wird die Bevölkerung unterdrückt, d.h. die Läden sind geschlossen und es gibt keine Aufständischen in der Umgebung. Ist der Hauptmann besiegt, lässt sich der Turm niederbrennen (stilecht mit effektvollem Todessprung in der Zwischensequenz) und Ezio kann sein hart verdientes Geld in die Wiedereröffnung der Läden stecken oder die zahlreichen Wahrzeichen Roms kaufen. An der Art der Läden zum Einkaufen hat sich im Übrigen nichts geändert: es gibt Schmiede, Schneider, Ärzte und Kunsthändler. Zusätzlich gibt es aber nun auch Banken, mit Hilfe derer sich Ezios Geld verwalten lässt. Sie führen Buch über die Einnahmen der wiedereröffneten Geschäfte und erhalten regelmäßige Einzahlungen, die Ezio wiederum abheben kann. Eine andere Art Geld einzunehmen ist die Assassinen-Gilde, die die wohl wichtigste und durchaus sinnvolle Neuerung darstellt.
Bereits nach relativ kurzer Spielzeit bekommt Ezio die Gelegenheit einen Rekruten für seine eigene Assassinen-Gilde auszubilden. Die Anzahl der Rekruten ist dabei abhängig von der Anzahl niedergebrannter Borgia-Türme, so dass im Verlauf des Spiels immer mehr Rekruten angeheuert werden können. Diese sind keinesfalls namenlose Begleiter - wie beispielsweise angeheuerte Söldner -, sondern sie können einzeln ausgebildet werden und entweder Ezio direkt im Kampf beistehen oder auf Missionen in ganz Europa ausgesandt werden. Ein eigens dafür entworfenes Menü, das an Assassinen-Türmen oder Taubenschlägen aufgerufen werden kann, sorgt für den Überblick: jeder Assassinen-Rekrut bekommt für ausgeführte Attentate und Missionen Erfahrungspunkte (EP) wie bei handelsüblichen Rollenspielen. Pro Stufe lassen sich Rüstung oder Waffen aufwerten und ab Erreichen der zehnten Stufe wird der Rekrut zum vollausgebildeten Assassinen. Rekruten, die sich in Europa auf Missionen befinden, verdienen dabei auch noch eine beträchtliche Summe und können in manchen Missionen spezielle Waren beschaffen (mehr zu Waren im nächsten Abschnitt!). Die nicht entsandten Rekruten befinden sich immer in Ezios Nähe - lungern aber nie überflüssigerweise im Bildschirm herum -, so dass sie per einfachem Tastendruck gerufen werden können und das hat gravierende Vorteile: zum einen können sie in Notsituationen schnell helfen und Gegner ablenken oder sofort töten, zum anderen lassen sie sich auch auf Wachen ansetzen, ohne dass Ezio selbst in den Kampf eingreifen kann. Beispiel ohne Spoiler: In einer Mission muss eine bestimmte Person im Auge behalten werden, während andere eliminiert werden müssen; da heißt es keine Zeit verschenken und die Rekruten die Drecksarbeit erledigen lassen! Befinden sich sogar sechs oder mehr Rekruten in der Stadt steht noch eine Spezial-Attacke zur Verfügung: der Pfeilhagel, bei dem bis zu vier Wachen in der Umgebung sehr schnell und effektiv ausgeschaltet werden. Wie viele Rekruten sich in der Umgebung befinden zeigt übrigens die Assassinen-Zeichen-Leiste unter Ezios Gesundheits-Anzeige an. Durch die neue Unterstützung von Ezio wären die Gegner chancenlos, hätten sie nicht auch einen Feinschliff bekommen. Zwar wurde das Kampfsystem an sich nicht verändert, doch die Gegner-KI agiert wesentlich aggressiver und verfügt über bessere Waffen. So packen eigentlich harmlose Gegner Ezio oft und halten ihn fest, damit er getroffen werden kann, bei stärkeren Gegnern hingegen ist die Deckung nur noch durch Tritte und schnelle Folge-Attacken zu durchbrechen. Zudem verfügen die Wachen oft über Distanzwaffen wie Armbrüste oder andere Schusswaffen, so dass Ezio diese schnell ausschalten muss. Dabei hilft ihm ein weiterer, neuer Trumpf: die Blitzattentate. Hat Ezio einen Gegner ausgeschaltet, folgt der nächste per einfachem Tastendruck, wenn er in entsprechender Reichweiter ist - egal welche Stärke dieser normalerweise hätte. Dieser „Trick“ funktioniert aber natürlich nicht bei den Endgegnern der jeweiligen Sequenz, so dass diese Kämpfe oft spannender gestaltet sind.
Eine weitere Neuerung sind die im letzten Abschnitt schon „angeschriebenen“ Waren, die es in Schatztruhen oder bei Auslandsmissionen zu entdecken gibt. Sie haben nicht nur einen Wert, der sich in Geld eintauschen lässt, sondern sie gehören zu den neuen Geschäfts-Aufträgen, die die Läden in der Umgebung von Ezios Unterschlupf bereithalten. Für ihre Erfüllung gibt es dann auch sehr gute Waffen, Rüstungsteile oder Schatzkarten. Apropos Schatzkarten: Für die Sammler unter den Assassinen gibt es auch eine hilfreiche Neuerung, denn neben den bereits bekannten Karten zu den Truhen der Stadt, gibt es nun auch Karten zu den anderen Sammelgegenständen - konkret: Borgia-Flaggen (83 von 101) und Federn (alle 10).
Aber auch andere Nebenmissionen gibt es in Hülle und Fülle: Attentats-Aufträge, Missionen für Angehörige der drei verschiedenen Gilden, Templer-Verstecke (zwei exklusiv in der D1-Version!) und eine dreigeteilte Erinnerung an Ezios (Jugend-)Liebe Cristina sorgen für viel Abwechslung, sind aber allesamt optional. Ebenfalls optional, aber doch sehr wichtig sind zwei weitere Arten von Nebenmissionen. Zum einen sind das die sechs Romulus-Verstecke, bei denen es jeweils einen Schlüssel für den Schatz des Romulus zu ergattern gibt (sowie die restlichen 18 Borgia-Flaggen), zum anderen sind das die Aufträge von Leonardo da Vinci, bei denen Pläne und Prototypen von Kriegsmachinen zerstört werden müssen, wofür es ebenfalls am Ende eine besondere Überraschung gibt. Beide „Schätze“ sind sehr nützlich und so lohnt es sich mindestens diese Nebenmissionen zu erfüllen. Außerdem gibt es nun auch noch andere Erinnerungen in Rom, die sich mit Borgia-Agenten beschäftigen. Hier muss Ezio immer eine bestimmte Person ansprechen, um die Erinnerung zu starten, bei der am Ende ein bestimmter Anhänger der Borgia zur Strecke gebracht werden muss.
Insgesamt ist also für viele Stunden abwechslungsreichen Spielspaß gesorgt, da keine der Hauptmissionen einer anderen ähnelt und auch die Nebenmissionen zu großen Teilen abwechslungsreich gestaltet sind. Zudem haben alle Missionen, egal ob Haupt- oder Nebenmissionen, einen eigenen Anspruch, um 100%ige Synchronität mit Ezios Erinnerungen herzustellen. Zwar lassen sich die Missionen auch anders lösen, doch darunter leidet die Synchronität. Auf diese Weise wird dem Spieler in vielen Situationen eine eher unauffälligere und anspruchsvollere Spielweise empfohlen. So soll die Erfahrung als Assassine intensiviert werden, der eben nicht ständig wild kämpfend zu seinem Ziel gelangt, sondern unentdeckt eindringt und im richtigen Moment zuschlägt (, was meiner Meinung nach sehr gut gelingt und zum Spiel an sich passt!).
So viel zu den Geschehnissen innerhalb des Animus. Aber auch außerhalb hat sich einiges getan, denn Desmond Miles ist nicht länger nur eine austauschbare Hülle für die Erinnerungen Ezios, sondern spielt in Assassins Creed Brotherhood - endlich - auch eine wichtige Rolle. Er muss sich zwar nicht mit Templern rumschlagen, aber ihm gehören längere Phasen in der Geschichte des Spiels, die die Geschichte in der Geschichte einbetten. Außerdem lässt sich der Animus jederzeit verlassen, damit Desmond Monteriggioni erkunden kann, wo es neben - zugegebenermaßen sinnlosen - E-Mails auch Artefakte aus Ezios Zeit zu entdecken gibt. Auch das ist ein sinnvoller Schritt der Entwickler, um den Spieler mehr an Desmond als Charakter zu binden.
Gameplay:
Bewertung:
Gameplay und Story (35%): Note 1,0
- neben der Story um Ezio, die nach dem zweiten Teil weiter vorangetrieben wird, wird nun auch die Story um Desmond intensiviert; beide Storys sind dabei zum Ende hin verbunden, wodurch eine insgesamt sehr gelungene Story in AC Brotherhood entsteht
- am Gameplay wurde wirklich nur verbessert: die Teile, die AC ausmachen wie das Kampfsystem und das Freie Sprinten wurden so belassen wie sie sind und darauf aufbauend wurden kleine Verbesserungen und große Neuerungen vorgenommen, was alles in allem ebenfalls sehr gelungen ist; Beispiele hier sind die Assassinen-Gilde, die Einführung von Waren, Borgia-Türmen und das Kampfverhalten der Gegner
Grafik (20%): Note 1,3
- bis auf einige kleine Hänger sieht AC Brotherhood einmal mehr gemäß der AC-Reihe umwerfend aus; die Hänger traten aber nur auf, wenn viel gleichzeitig gespeichert wurde - z.B. wenn fünf Rekruten gleichzeitig von verschiedenen Missionen zurückkommen und Ezio selbst durch belebte Gassen sprintet/reitet
Musik / Sprachausgabe (15%): Note 2,0
- die Sprachausgabe ist solide gestaltet und gut synchronisiert, die Hintergrundmusik unterstützt die Stimmung ordentlich; insgesamt gibt es nichts zu beanstanden, aber auch nichts Bahnbrechendes
Schwierigkeit (10%): Note 2,0
- die Schwierigkeit lässt sich wie schon in der gesamten Reihe nicht einstellen, wodurch der Anspruch eigentlich nicht besonders hoch ist; das soll durch den Faktor Synchronität ausgeglichen werden, womit viele Missionen deutlich schwieriger gestaltet werden - aber eben optional
Beschreibung / Menüführung / Tutorial (10%): Note 1,0
- auch hier bietet sich ein gewohnt gutes Bild: die Beschreibung liefert alle nötigen Informationen, die durch Tutorials zu Beginn des Spiels unterstützt werden; erfahrene AC-Spieler werden keinerlei Einstiegsprobleme haben und Einsteiger werden das System schnell erlernen können
Trophäen (5%): Note 1,3
- 34x Bronze, 15x Silber, 1x Gold und 1x Platin gibt es
- ein guter Guide zu den Glyphen und deren Lösungen sowie zu den Artefakten im Jahr 2012 findet sich unter http://www.gamesradar.com/f/assassins-creed-brotherhood-clusters-and-2012-artifacts-guide/a-20101118165454677035
Wiederspielwert (5%): Note 1,0
- ob nun schnell die gute Story noch einmal gespielt werden soll oder ob man sich um eine der unzähligen Nebenmissionen kümmert, eine Rückkehr nach Rom lohnt sich immer wieder
Gesamteindruck: Note 1,1
Assassins Creed Brotherhood reiht sich nahezu perfekt in die Serie ein und nimmt dabei sinnvolle und gute Verbesserungen vor. Obwohl der Multiplayer-Modus als neues Feature hinzugekommen ist, wurde nicht auf die nötige Spieltiefe im Singleplayer verzichtet. Im Ganzen betrachtet bekommt der Spieler also ein nochmal deutlich weiterentwickeltes Assassins Creed.
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