Donnerstag, 15. September 2011

Dead Island AT

Da Dead Island in Deutschland garantiert nicht ungeschoren durch die USK-Kontrolle gekommen wäre, hat man bei Deep Silver lieber direkt auf eine deutsche Version verzichtet und so kommt auch hier die österreichische Version in die PS3. Grund dafür: die extreme Gewalt, die aber entscheidendes Element des Spiels ist und worauf zurecht nicht verzichtet werden konnte. Aber Dead Island ist bei näherer Betrachtung weit mehr als nur brutales Gemetzel.



Dead Island
(Deep Silver)

VÖ: 08.09.2011
Genre: FPS, RPG, Survival/Horror

USK: nicht bewertet
PEGI: 18+





Trailer:



Beschreibung:

Das Spiel beginnt auf der idyllischen Insel Banoi, einem Urlaubsparadies mit einem Problem: es wird von Zombies überrannt und ist von der Außenwelt abgeschnitten. Dabei sieht im Startgebiet – dem Resort – auch alles nach glücklichem Urlaub aus. Es gibt schöne Bungalows, Strandbars und einen Hotelkomplex zwischen Palmen und Sandstrand. Nur ab und zu erinnern Blutflecken daran, dass hinter jeder Ecke ein Zombie lauern könnte. Später geht es in eine zerstörte Stadt, durch einen Dschungel, in ein Labor und zum Schluss in ein Gefängnis. Grafisch ist auffällig, dass alle Outdoor-Gebiete wirklich sehr gut aussehen und auch die weitläufigen Areale bis in die letzte Ecke liebevoll gestaltet sind. Geht es hingegen in geschlossenen Räumen zur Sache, sieht alles mehr oder weniger gleich aus – so z.B. in einem verwinkelten Abwasserkanal , wo allerdings jede Gasse gleich aussieht, oder später im Gefängnis, wo ebenfalls alle Gänge gleich aussehen. Aber immerhin spielt der größte Teil des Spiels draußen...
Glücklicherweise sind die vier Protagonisten immun gegen den Zombie-Virus und sollen deswegen die Aufgaben der anderen Überlebenden übernehmen. So wird eine Story konstruiert, die damit beginnt, das eigene Überleben zu sichern. Man besorgt Vorräte und Benzin, sucht Verwandte anderer Überlebender und rettet Menschen aus brenzligen Situationen. Erst später kommt man dem Virus näher und kämpft sich vor bis zu einem Labor, das das Gegenmittel herstellen soll. Und dann folgt ein abruptes Ende im Gefängnis, wo sich derjenige aufhält, der als einziger etwas wissen könnte. Dabei lässt das Ende eigentlich zu viele Fragen offen, aber bietet auch Anschluss für einen eventuellen zweiten Teil.

Spielerisch setzt Dead Island auf zwei Merkmale: Nahkampf und Sammeln. Bereits in der ersten echten Mission zeigt sich das brutale Nahkampfsystem: Bewaffnet mit einem Paddel geht es auf die Zombies los und schon jetzt brechen Knochen und fliegen Körperteile umher, wenn das Paddel richtig eingesetzt wird. Und das alles auf nächster Nähe, denn Waffen im eigentlichen Sinne gibt es erst viel Später im Spiel. So behilft man sich mit dem, was das Ferienparadies hergibt: eben Paddel, Stöcke, aber auch schon kleinere Messer und relativ schnell auch die erste Machete. Alle Waffen haben dabei nur eine begrenzte Haltbarkeit – danach sind die so kaputt, dass sie im Kampf wertlos sind und an eine der zahlreichen Werkbänke repariert werden müssen. Das kostet wiederum Geld, welches man den Zombies abnimmt oder aus Gepäckstücken klaut. Und schon nach der ersten Mission lassen sich die ersten Waffen verbessern. Mit dem „Genagelt“-Mod wertet man sein Holzbrett auf und erzielt sofort mehr Schaden. Natürlich gibt es im Verlauf des Spiels immer mehr Waffen zu entdecken und Mods zu sammeln, so dass es später auch giftige oder unter Strom gesetzte Klingen gibt.
Schusswaffen on Form von Pistolen, Gewehren und Schrotflinten gibt es erst wesentlich später im Spiel und zwar dann, wenn auch andere menschliche Gruppen ihr Überleben sichern wollen. Und auch nur bei den insgesamt relativ wenigen menschlichen Feinden lohnt sich der Einsatz von Schusswaffen wirklich. Zombies sind hingegen viel anfälliger im Nahkampf und so sind die Passagen, in denen viel geschossen wird auch insgesamt nicht mehr als eine willkommene Abwechslung vom Nahkampf-Gemetzel. Und sollten sich mal zu viele Zombies in einem Raum aufhalten, gibt es oft auch einen Gastank oder Benzinkanister, den man zum explodieren bringen kann.
Das andere wichtige Spielelement ist das Sammeln von Gegenständen. Nahezu alle Behälter lassen sich öffnen – Schränke, Kisten, Kühlschränke, Elektrogegenstände und Gepäck. Neben den Waffen, die es überall zu finden gibt, gibt es auch diverse Alltagsgegenstände, die an den Werkbänken zu Waffen umfunktioniert werden können. Aus Draht, Klebeband, Batterien und so weiter lässt sich so ein schöner Elektroschocker an die eigene Waffe bauen. Alle Gegenstände und Waffen können aber auch zum Handeln genutzt werden, um etwas Geld zu verdienen oder sich bei den Händlern wiederum etwas zu gönnen – Medikits, bessere Waffen und seltene Gegenstände finden sich hier. Außerdem gibt es noch Sammelbares in Form von Ausweise, Ausschnitten aus der Zeitung und eben Mods. Darüber hinaus sind viele Gegenstände für Quests zu besorgen. So braucht der überlebende Arzt beispielsweise Verbände und einen Arztkoffer aus einem Krankenwagen, später benötigen die Menschen Nahrung aus dem Supermarkt oder Medikamente aus der Apotheke...

Daran lässt sich bereits erkennen, dass Dead Island zum Großteil als Rollenspiel zu verstehen ist. Gute 100 Quests sorgen für etwa 30 Stunden Abwechslung im Überlebenskampf. Um in der Geschichte voranzukommen, heißt es immer wieder: Quest bei NPCs abholen und dann ausführen, Gegenstände tauschen und bessere Waffen sammeln. Deswegen erinnert mich Dead Island auch sehr an Borderlands. Allerdings mit realistischer Grafik und dem beschriebenen hohen Grad an Brutalität durch den Nahkampf. Dabei gelingt der Kompromiss zwischen FPS und RPG sehr gut. Der besondere Kick des Nahkampfs lässt dabei schon kleinere Gruppen von Zombies zu gefährlichen Gegnern werden. Insbesondere dann, wenn sich darunter stärkere Zombies aufhalten, wie die großen Schläger, die explodierenden Selbstmörder, die wilden in Zwangsjacken steckenden Rammer oder die Gift speienden Wasserleichen. Besonders gefährlich sind auch die Infizierten, die zwar so gut wie nichts einstecken können, aber dafür sehr schnell sind und den eigenen Charakter innerhalb von Sekunden niedermachen können.
Für Abwechslung im Gameplay sorgen außerdem die vier unterschiedlichen spielbaren Charaktere: Logan, Purna, Xian und Sam B. Jede(r) hat dabei ihre/seine eigenen speziellen Fähigkeiten und Vorlieben. Während Sam B z.B. stumpfe Waffen bevorzugt, ist Purna die Schusswaffenexpertin... Zudem kann man die durch Quests oder im Kampf erbeuteten EP in die Charakterentwicklung stecken. So steigt man stufenweise aus, wodurch sich nicht nur die Energieleiste erweitert, sondern auch neue Fähigkeiten freigeschaltet werden können. Auch hier besitzt jeder Charakter seinen eigenen Baum an Fähigkeiten, die speziell auf sie/ihn zugeschnitten sind. Die erste Fähigkeit ist dabei eine Raserei-Attacke, bei der jeder seine Fertigkeit besonders gezielt einsetzten kann. Sam B geht dabei z.B. mit bloßen Fäusten auf seine Gegner los und haut alles um, was sich ihm in den Weg stellt.

Insgesamt macht Dead Island einen guten Eindruck. Es vereint Survival-Horror und RPG auf eine spezielle, aber gelungene Weise.

Bewertung:

Gameplay und Story (35%): Note 2,0
- das Spiel funktioniert immer dann sehr gut, wenn es um seine Kernkompetenzen geht: im Nahkampf sowohl im einfachen Modus als auch im analogen Kampfsystem, bei dem die Waffen mit dem rechten Analogstick präzise geschwungen werden können, und beim Sammeln
- dagegen wirkt das Handling in Fahrzeugen nicht besonders präzise und auch wenn es kleine Stufen oder Abgründe zu überspringen gibt, tauchen schnell Schwierigkeiten auf – warum kein Überklettern/-springen auf Tastendruck?
- die Story wird lose von den verschiedenen Quest zusammengehalten und lässt am Ende sehr viel offen; dennoch hangelt sich alles am Thema Überlebenskampf entlang
Grafik (20%): Note 2,0
- würde das Spiel nur Outdoor stattfinden, gäbe es nichts zu bemängeln, aber durch die etwas lieblosen Indoor-Parts muss es Abzüge geben
- Zombies, Waffen und die Umwelt sehen sonst aber schon sehr gut aus
Musik / Sprachausgabe (15%): Note 3,0
- da es keine deutsche Version gibt, kommt alles in Englisch mit Untertiteln daher; das ist nicht schlimm, aber die vielen übertriebenen Akzente der Urlauber, die von überall auf der Welt stammen sind doch gewöhnungsbedürftig
- zudem schreien eigentlich permanent irgendwelche Zombies herum, so dass Hintergrundmusik gar nicht von Nöten ist
Schwierigkeit (10%): Note 2,0
- obwohl es keine Möglichkeit gibt, einen Schwierigkeitsgrad einzustellen, ist das Spiel gut ausbalanciert, da sich die Zombies mit dem eigenen Charakter entwickeln, d.h. ist man in Stufe 25, sind die Zombies zwischen 22 und 25
- da das meiste im Nahkampf erledigt werden muss, sind auch kleine Gruppen bereits gefährlich, können aber nach und nach ausgeschaltet werden
Beschreibung / Menüführung / Tutorial (10%): Note 1,0
- alles wird gut erklärt und ist ständig abrufbar
Trophäen (5%): Note 3,0
- viele Trophäen kommen im Spiel von allein, aber einige sind auch mit viel Sammeln und vielen speziellen Kills verbunden; dazu kommen die Online-Trophäen, die auch nicht ganz einfach zu bekommen sind und das zeitraubende erste Kapitel mit allen vier Charakteren
Wiederspielwert (5%): Note 2,0
- durch die vier verschiedenen Charaktere kommt Abwechslung ins Spiel, wobei sich sonst nichts an Story oder Quests verändert; so ist für jeden der perfekte Charakter dabei und das lässt sich am besten bereits zu Beginn herausfinden, indem man das Spiel mit jedem einmal anspielt

Gesamteindruck: Note 2,1
Dead Island ist eine gelungene Mischung aus Horror/Survival und RPG. Der sehr brutale Nahkampf beherrscht das Spiel, doch ansonsten gibt es auch viele Elemente für Rollenspieler. Zudem gibt es abwechslungsreiche Szenarien und viele Quests zu erledigen.

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