Mittwoch, 23. Dezember 2009

The Saboteur

Der Saboteur ist ein Spiel, das offensichtlich versucht, das Beste aus vielen bekannten Spielen zu vereinen. Sich ständig mit GTA4 vergleichen zu müssen, ist sicher keine leichte Ausgabe, aber wenn dazu noch Elemente aus Assassins Creed, Uncharted, Metal Gear Solid und Flower kommen, stellt sich schnell die Frage, ob das Komplettpaket überzeugen kann.

The Saboteur
(EA / Pandemic)

VÖ: 03.12.09

Genre: Action

USK: 18
PEGI: 18+

Amazon: 61,95€, Joypoint: 59,90€
gekauft am 05.12.09 für 48,00€

Trailer im Dezember-Preview!

Beschreibung:

Saboteur spielt - untypisch für das Genre - im von Nazis besetzen Nord-Frankreich von 1940, ohne dabei zu einem klassischen Weltkriegs-Shooter zu verkommen. Vielmehr handelt es sich um einen langwierigen Racheplan des Mechanikers und Rennfahrers Sean Devlin, dessen bester Freund von einem sadistischen Nazi ermordet wurde. Durch dieses Ereignis schließt sich Sean, der als Antiheld mit dummen Sprüchen und übertriebener Coolness glänzt, der Pariser Resistance an.

Das Gameplay wurde von GTA4 übernommen: In der offenen Welt zwischen Le Havre und Saarbrücken (die nicht wirklich naturgetreu dargestellt wurde, was aber die Reisen deutlich verkürzt und unnötige Ladezeiten zwischen Gebieten verhindert) mit Paris im Mittelpunkt kann sich Sean frei bewegen und selbst entscheiden, wann er welchen Auftrag annimmt oder ob er seine Zeit mit einer der insgesamt 1338 (!) Freeplay-Aktionen verbringt. Um Aufträge zu bekommen, redet man einfach mit Anführern der Resistance (Hauptmissionen), die sich in ihren Hauptquartieren verstecken, oder mit deren Helfern (Nebenmissionen), die ebenfalls über die Landkarte verteilt sind. Die Freeplay-Aktionen sind hingegen zu jeder Zeit erfüllbar, denn dabei handelt es sich um die titelgebenden Sabotage-Akte wie das Sprengen von Nazi-Posten und –Panzern oder das Finden von Aussichtspunkten, Postkarten der Sehenswürdigkeiten und zahlreiche weitere Aktionen. Als Rennfahrer zählen aber natürlich auch ein paar Rennen zum Repertoire von Sean. Im Gegensatz zu Niko Bellic hat Sean dabei die Fähigkeit zu klettern, was die Möglichkeiten enorm erweitert und womit wir gameplay-technisch bei Assassins Creed angekommen wären. Zwar klettern Sean nicht so gekonnt wie Altair oder Ezio, aber die Dächer von Paris sind eindeutig sein Gebiet, denn sie eignen sich sowohl für das unerkannte Einsteigen in als auch für die schnelle Flucht aus Nazi-Stützpunkten. Wird er bei der Flucht gesehen, kommt wieder GTA ins Spiel, denn Sean muss ungesehen aus einem Gebiet verschwinden; wird er doch gesehen, zentriert sich das Gebiet wieder um Seans aktuelle Position und von Alarmstufe zu Alarmstufe wird dieses Gebiet natürlich größer.
Kommt es zu direkten Kämpfen mit den Nazis kommt der dritte Bestseller ins Spiel: Uncharted, denn wie Nathan Drake verfügt Sean über zwei Waffenslots, die eine gewisse Planung der Missionen erfordern; möchte ich jemanden vom Dach aus großer Entfernung erledigen, nehme ich eben keine Shotgun und keine Pistole mit. Darüberhinaus hat Sean natürlich immer seinen Sprengstoff für die Sabotage-Akte dabei. Und auch das Zielen funktioniert analog zu Uncharted und hebt sich von GTA ab, denn man muss selbst zielen. Ebenfalls von Nathan ausgeliehen ist die Gesundheitsanzeige, denn wird Sean getroffen, färbt sich der Bildschirm langsam rot und wird von Blutspritzern verdeckt.
Sean kann aber auch anders - Metal Gear Solid-anders -, denn er kann sich auch unbemerkt anschleichen oder sich mit einer Uniform verkleiden und dann hinterrücks zuschlagen. So bietet der Saboteur also auch noch Stealth-Aktionen, die sich besonders zum Infiltrieren von Nazi-Einrichtungen anbieten, denn ist mal eine größere Ansammlung von Nazis auf Sean aufmerksam geworden, sind die Chancen zu überleben doch sehr gering.
Grafisch haben sich die Entwickler von weniger bekannten Titeln inspirieren lassen und Inspiration ist auch das entscheidende Stichwort. Denn überall wo Nazis die Überhand gewonnen haben, sind die Farben und damit das Leben aus der Stadt verschwunden: die schwarz-weiße Darstellung wirkt umso bedrohlicher, wenn nur die roten Armbinden ihre Originalfarbe behalten und das Spiel damit komplett in den nationalsozialistischen Farben Schwarz-Rot-Weiß daherkommt. Dort, wo die Resistance stark vertreten ist oder wo die Besatzung der Nazis gebrochen wurde, erscheint das Land wieder in vollen Farben und das Leben kehrt in die Städte zurück. So verwandelt sich das besetzte, düstere Nord-Frankreich im Laufe des Spiels in eine schöne, blühende Landschaft.

Viel geschrieben und viel verglichen, aber was bietet Saboteur außerdem? Zunächst eine Story, die von überzeichneten und stilisierten Charakteren geprägt ist, sich aber dadurch im Einklang mit der zunächst auch vielerorts schwarz-weißen Darstellung befindet. Die enorme Vielfalt und Masse an Freeplay-Aktionen ist auch ein Pluspunkt, der dem Saboteur zu Gute kommt.

Auch die Umsetzung von Paris, Nord-Frankreich und Saarbrücken aus den 1940ern ist aller Ehren wert, denn sowohl die Sehenswürdigkeiten als auch die Eigenheiten der Zeit wie Zivil-, Renn- und Militär-Autos sowie Nachtclubs und Cabaretts wurden stilsicher in das Spiel übertragen. Auch die Waffentechnologien entsprechen selbstverständlich der Zeit.
Die größte Neuerung ist allerdings das Sammeln von Abzeichen in Bronze, Silber und Gold in verschiedenen Kategorien wie Sabotieren, Stealth, Rennen und Mechanik durch die Sean die Möglichkeit hat, seine Fähigkeiten auf diesen Gebieten zu verbessern und z.B. neue Waffen oder Autos freizuschalten. So gibt es die bronzenen Abzeichen noch recht einfach zu erwerben, aber für die goldenen muss sich Sean ordentlich anstrengen, bekommt dann aber auch hilfreiche Verbesserungen zur Verfügung gestellt. Ebenfalls sammelbar sind die Autos, denn einmal in einer Garage der Resistance abgestellt, können sie jederzeit dort auch wieder von einem Lagerarbeiter vorgefahren werden. Das ist besonders hilfreich, wenn man seine Flucht per Fahrzeug plant und einen Rennwagen in der Nähe abstellen kann oder auf Konfrontation aus ist und einen Panzer in der Hinterhand hat. Für letzteres muss aber erstmal das Mechanik-Silber-Abzeichen erworben werden…
Außerdem gibt es kein direktes Geld, sondern nur Schmuggelgut mit dem Sean bei Schwarzhändlern einkaufen gehen kann. Das ist nichts Neues - neu ist aber, dass damit endlich mal nicht inflationär umgegangen wurde: an Schmuggelgut zu kommen ist schwierig und neue Waffen oder andere Verbesserungen sind teuer. Auch deswegen lohnen sich die ganzen Freeplay-Aktionen, denn sie bringen zumindest ein wenig Schmuggelgut in die Taschen.

Insgesamt lässt sich der Saboteur also mit vielen Top-Spielen vergleichen bzw. hat sich vieler bekannter Elemente aus diesen bedient. Und warum sollte das nicht ein neues Top-Spiel hervorbringen? Saboteur erfindet das Rad zwar nicht neu, baut aber aus den ganzen Rädern ein sehr gutes Auto und – auch wenn jetzt alle aufschreien werden - übertrifft meiner Meinung nach gerade das Spiel, mit dem es die meisten Vergleiche zu bestehen hatte, GTA4, weil es dessen Möglichkeiten um Längen übertrifft und auch die anderen Elemente allesamt vernünftig verarbeitet wurden. Zwar treibt es keines der Features zur Perfektion, aber als Gesamtpaket bietet es eine explosive Mischung und langen Spielspaß.


Bewertung:

Gameplay und Story (35%): Note 1,3
- das Gameplay ist sehr gut umgesetzt und die riesige offene Welt bietet unzählige Möglichkeiten, sein Dasein als Saboteur zu verbringen: die Missionen sind abwechslungsreich gestaltet, auch wenn es im Endeffekt meist entweder um das Befreien von Resistance-Mitgliedern geht oder um die Ausschaltung von Nazi-Oberen geht; die über 1000 Freeplay-Aktionen runden das Gameplay ab, indem sie zwischen den Missionen das Spiel auflockern
- die Story ist eigentlich nicht übel, denn mit jeder erledigten Aufgabe wächst die Resistance oder Sean kommt seinem Erzfeind einen Schritt näher („eigentlich“ deshalb, weil die Dialoge teilweise so lächerlich klingen [siehe unten], dass die Story in Bild und Aktion deutlich besser transportiert wird)
- entgegen der verbreiteten Meinung, dass die Tasten zu überladen wären, finde ich das eigentlich nicht; ja, wie ein Deutscher zu laufen klingt für uns lustig, aber der unauffällige Modus in Assasssins Creed ist nichts anderes
Grafik (20%): Note 1,7
- die Grafik ist für ein so großes Gebiet sehr gut und auch die Städte und Menschen sehen sehr gut aus - selten kommen aber kleinere Grafikfehler vor und in den Straßen tummeln sich öfters Klone
Musik / Sprachausgabe (15%): Note 3,0
- musikalisch ist der Saboteur gut unterlegt, allerdings sind die Dialoge - vor allem in Deutsch - ziemlich daneben: mehr als fieser französischer Akzent überall und zu überzogene, zu sehr stilisierte Sätze
Schwierigkeit (10%): Note 1,0
- es gibt vier Schwierigkeitsstufen, die es jedem ermöglichen sollten, das Spiel komplett zu schaffen
- einige Missionen sind aber auch schon auf „Normal“ anspruchsvoll, aber es gibt immer einen anderen Lösungsweg: hat man es per Frontalangriff verbockt, muss man versuchen, sich über die Dächer anzuschleichen; misslingt auch das, sollte man es eben mal als Nazi verkleidet versuchen…
Beschreibung / Menüführung / Tutorial (10%): Note 1,3
- die Menüführung ist immer einfach zu handhaben und auch die Beschreibung sowie die Tutorials sind leicht zu verstehen und umzusetzen
Trophäen (5%): Note 1,0
- 31x Bronze, 11x Silber, 2x Gold und die Platin-Trophäe gibt es zu erbeuten
- alle geheimen Trophäen sind übrigens für den Abschluss von Story-Missionen, so dass keine Trophäen z.B. nicht rausgefunden werden kann und es gibt keine Trophäen für mehrmaliges Durchspielen auf verschiedenen Schwierigkeitsgraden
Wiederspielwert (5%): Note 1,0
- selbst wenn die Hauptmissionen abgeschlossen sind, das Spiel also in dem Sinn durch ist, bleiben noch viele Freeplay-Aktionen, die abgearbeitet werden wollen

Gesamteindruck: Note 1,4
(bleibt in diesem Fall stehen, weil es überraschend ein extrem gutes Spiel geworden ist, was aber aufgrund der „zusammengestohlenen“ Features nicht ganz an die absoluten Top-Titel herankommt)
Wer sich ein wenig für Sandbox-Games interessiert und die oben genannten Features gerne mal zusammen erleben möchte, für den ist Saboteur eigentlich ein Pflichtkauf. Und Pandemic hat sich damit einen mehr als nur würdigen Abgang verschafft.

1 Kommentar:

  1. ich find saboteur ne geile sache, da es für mich ne richtig gute mischung aus gta und assassine´s creed ist

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